
Leadership-Reflexion der Woche (#2): Vertrauen oder Kontrolle?
Willkommen im Kontrollmodus
Kennst du das Gefühl, wenn du morgens schon genervt bist, weil „wieder keiner an XY gedacht hat“?
Wenn du denkst: „Wenn ich mich nicht kümmere, macht es keiner richtig“?
Dann bist du vermutlich – ohne es zu wollen – im Kontrollmodus gelandet.
Viele Führungskräfte halten (unbewusst) fest. An Entscheidungen. An Prozessen. An alten Rollenbildern.
Aus Angst vor Fehlern. Aus Druck, abliefern zu müssen. Aus der Überzeugung, dass Vertrauen erstmal verdient werden muss.
Aber was wäre, wenn genau dieses Festhalten das eigentliche Problem ist?
Auf den Punkt gebracht – 3 Ideen für mehr Vertrauen im Alltag
1. Verantwortung sichtbar übergeben
Nicht „Ich übernehme das schon“, sondern: „Ich traue dir das zu – wie möchtest du es angehen?“
2. Vertrauen durch echtes Zuhören
Weniger Anweisungen, mehr Fragen: „Was brauchst du, um loslegen zu können?“
3. Kontrollroutinen hinterfragen
Welche Reports, Meetings oder Mails erzeugen nur Schein-Kontrolle? Weniger ist oft mehr.
FAQ: „Was, wenn mein Team das Vertrauen enttäuscht?“
Klar, Vertrauen ist kein Freifahrtschein. Aber Kontrolle verhindert nicht automatisch Fehler – sie verhindert Entwicklung.
Realistische Lösung:
Sprich offen über Verantwortung und Konsequenzen. Gib Raum zum Ausprobieren – und greif nicht sofort ein.
Reflexion und Feedback nach dem Fehler sind oft wirkungsvoller als Kontrolle davor.
Fehlergeschichte: Der Tag, an dem ich fast alles „richtig“ gemacht habe
Ich erinnere mich an ein Projekt, bei dem ich alles im Griff hatte: Zeitplan, To-dos, Risiken.
Ich dachte: Wow, so läuft Führung!
Bis meine Mitarbeiterin mich fragte:
„Warum darf ich eigentlich nichts selbst entscheiden?“
Autsch.
Ich hatte Vertrauen mit Verantwortung verwechselt – und Kontrolle mit Fürsorge.
Heute frage ich öfter: „Was würdest du tun, wenn ich nicht da wäre?“
Und lasse los. Stück für Stück.
Hintergrund & Studien: Warum Vertrauen produktiver ist
Gallup Studie: Nur 15 % der Beschäftigten in Deutschland fühlen sich emotional gebunden – oft wegen mangelndem Vertrauen.
Amy Edmondson (Harvard): Psychologische Sicherheit – also die Freiheit, sich ohne Angst äußern zu dürfen – fördert Innovation und Engagement.
LINC Personality Profiler: Zeigt, dass Führungspersönlichkeiten mit hoher Vertrauensbereitschaft häufiger als resilient und inspirierend wahrgenommen werden.
Reflexionsfrage: Was würdest du loslassen, wenn du deinen Leuten wirklich vertraust?
Eine Entscheidung?
Eine Gewohnheit?
Ein Bild davon, wie du „richtig“ führst?
Führung heißt nicht: alles im Griff haben.
Führung heißt: loslassen, damit andere wachsen können.
Mutimpuls: Verabschiede dich von deinem Perfektionismus
Du musst nicht perfekt sein.
Du musst nur bereit sein, echt zu führen.
Und echte Führung beginnt mit Vertrauen.